iShareGossip im gulli:Interview: die dunklen Seiten im Netz
Cyberbulling von xnightmares-exist
Cyberbulling von xnightmares-exist
Der Pressesprecher spricht erstmals offen über das Fernsehinterview von Akte 2011 mit dem vermeintlichen Betreiber von ISG, der daraufhin verhaftet wurde. Wir fragten uns: Geht es bei ISG wirklich um Meinungsfreiheit, wie dies von den Betreibern betont wird? Oder stehen dabei ganz andere Motive im Vordergrund? Viele Opfer leiden seit den Beschimpfungen unter Depressionen und Angstzuständen.
Nicht wenige Betroffene wurden in der Vergangenheit von ihren Mitschülern bereits über diese Seite beleidigt und haltlose Gerüchte über sie gestreut. Das Portal eignet sich hervorragend für Cybermobbing, weil es von vielen Jugendlichen besucht wird. Wer auch immer seine Beleidigungen im Internet hinterlässt, sucht nach Aufmerksamkeit. Er oder sie will, dass seine Diffamierungen den Empfänger erreichen. Zudem findet dort keine Zensur statt und es ist juristisch unmöglich sich dagegen zu wehren. Die damit verbundene Ohnmacht der Opfer führte bereits zu Gewalt an Schulen, weil die Freunde der Betroffenen glaubten, sich mit tätlichen Angriffen rächen zu müssen.
Nachdem dieses Portal im Laufe der letzten Monate sehr häufig in zahlreichen Medien auftauchte, hatten wir uns schon überlegt, ob wir iShareGossip (ISG) wegen eines Interviews ansprechen sollten. Der überaus schlechte Ruf der Seite hat uns anfangs dazu bewogen, wieder Abstand davon zu nehmen. Nach der Verhaftung des angeblichen Machers der Seite kamen die Betreiber auf uns zu um klarzustellen, dass die Staatsanwaltschaft den Falschen erwischt hat. Die Frage nach einem Interview stand dadurch wieder im Raum. Wir haben uns letztlich dafür entschieden, weil man sich anhand der ausführlichen Antworten ein besseres Urteil über dieses Angebot machen kann. Als Journalist haben wir vor allem die Aufgabe über Dinge zu berichten und nicht, sie zu bewerten. Das überlassen wir lieber jedem einzelnen Leser, der anhand des langen Gesprächs über ausreichend viele Informationen verfügt, um sich ein eigenes Bild zu machen.
Lars Sobiraj: Vielleicht magst du erstmal vorstellen, wie viele Personen hinter diesem Projekt stehen und welche für Aufgaben sie haben.
iShareGossip: Das Kernteam setzt sich zusammen aus einem Community Manager, Programmierern, einem Administrator und mir, dem „Pressesprecher“ und Geschäftsführer, wenn man es so nennen mag.
Darüber hinaus können wir auf das Know-How vieler Unterstützer zurückgreifen. Außerdem haben wir an die 200 Moderatoren.
Lars Sobiraj: Magst Du uns Informationen über Zugriffszahlen geben? Wie viele Personen halten sich täglich bei euch auf und wie viele Seiten werden aufgerufen?
iShareGossip: Wir haben rund eine halbe Million bis eine Mio. Besucher pro Monat und rund 10 Pages per Visit.
Lars Sobiraj: Wie seid ihr auf die Idee mit iSharegossip gekommen und warum glaubst du, funktioniert die Seite so gut?
iShareGossip: Wir haben iShareGossip übernommen, da wir viel Potential in dem Projekt sehen. Ich denke die Seite befriedigt das Bedürfnis der Menschen auch mal ehrlich zu sein. Im Gegensatz zu facebook und Co. bieten wir den Usern einen Raum, wo sie sich frei von Überwachung und gesellschaftlicher Repression aufrichtig austauschen können. Es gibt einfach in Deutschland keine Plattform, wo im lokalem Kontext anonym kommuniziert werden kann. Überhaupt ist Anonymität und freie Meinungsäußerung im Internet in Zeiten von allumfassendem Datamining und florierendem Abmahnwesen mittlerweile ein sehr rares Gut.
iShareGossip gibt auch Otto-Normalsurfer die Möglichkeit anonym Nachrichten zu veröffentlichen und zu kommentieren, ohne zu wissen wie man TOR oder ähnliche Technologien verwendet.
Lars Sobiraj: Ihr habt einige Moderatoren aber offenbar löschen sie bei weitem nicht alles, was in anderen Foren entfernt wird. Nach welchen Kriterien werden denn überhaupt Einträge dem Mülleimer übergeben?
iShareGossip: Im Prinzip sind Moderatoren dazu angehalten Spam und Pornographie zu entfernen, alles andere liegt in ihrem Ermessensspielraum.
Lars Sobiraj: Und warum werden üble Beleidigungen und Beschimpfungen nicht entfernt? Weil man die Aussagen nicht überprüfen kann?
IshareGossip: Nein, wir wollen einfach nicht in vorauseilenden Gehorsam verfallen und anfangen Zensur zu betreiben. Wie glaubwürdig ist denn eine Webseite die sich für absolut freie Meinungsäußerung einsetzt, aber bereits Content löscht der ggf. eine böse Mail mit haltlosen Drohungen nach sich ziehen könnte?
Es ist ja auch nicht so, dass wir jegliche Posts im Vorfeld überprüfen.
Lars Sobiraj: Das wäre ja auch unmöglich. Nach welchen Kriterien werden neue Moderatoren überhaupt ausgesucht? Das gulli:board ist in Deutschland ja das zweitgrößte Forum und wir haben selbst sehr viel Erfahrung mit dem Thema.
iShareGossip: Jeder kann sich als Moderator für jede Kategorie bewerben, allerdings ist eine anständige Bewerbung Voraussetzung um freigeschaltet zu werden. Wir befördern auch Moderatoren aus kleinen Kategorien, wenn sie gezeigt haben das sie verantwortungsbewusst mit ihrer Position umgehen. Momentan ist das Moderatoren Team jedoch ausreichend besetzt, weshalb wir kaum noch Bewerbungen annehmen.
15.000 Bewerbungen für Moderatorposten eingegangen
Lars Sobiraj: Was bedeutet verantwortungsbewusst in dem Zusammenhang? Wie muss ich das verstehen?
ishareGossip: Verantwortungsbewusst heißt in dem Kontext das der Moderator frei seines Gewissens handelt, genauso wie ein Bundestagsabgeordneter.
Es heißt aber auch, dass die Person nicht anfängt Content zu blockieren indem er alles als Spam markiert. Bei uns sind ca. 15.000 Bewerbungen für einen Moderatorposten eingegangen, die wenigsten werden freigeschaltet, noch weniger meinen es ernst und wollen uns nicht infiltrieren.
Screenshot von iShareGossip
Screenshot von iShareGossip
Lars Sobiraj: Wie reagiert ihr auf Löschwünsche, die Euch per E-Mail etc. vorgetragen werden? Hat jemand die Möglichkeit, Einträge löschen zu lassen?
ishareGossip: Prinzipiell kann sich jeder per Email an abuse@isharegossip.com wenden. Wir entscheiden dann von Fall zu Fall. Es handelt sich dabei aber nur um Kulanz, wenn jemand die Löschung erzwingen möchte, so muss er dies durch ein schwedisches Gericht erwirken. Davon ausgenommen ist selbstverständlich Kinderpornographie. Abusemails und Abmahnungen die an unseren Hoster PRQ gehen werden ignoriert und auch nicht an uns weitergeleitet. Lustigerweise erfuhren wir erst ein paar Wochen nach der Indizierung, dass die BPjM die Unterlagen bzgl. der Zensur von iSG (wir sollten dazu Stellung nehmen) postalisch an PRQ und nicht an unsere Geschäftsadresse geschickt hatte. PRQ entsorgte den Papierstapel umweltgerecht, da sie nichts damit anzufangen wussten.
Lars Sobiraj: Eine Zensur kann nicht stattfinden, weil sich die Daten im Ausland befinden, schon klar. Aber nach welchen Kriterien wird denn entschieden, ob ein Posting entfernt werden soll oder nicht? Wie oft erreichen euch solche Mails und hoch ist in etwa die Quote der Löschungen?
ishareGossip: Sorry, aber dazu könne wir keine generellen Aussagen machen, dazu unterscheiden sich die Fälle zu sehr, es erreichen uns aber weniger Mails als man annehmen würde.
Da es sich aber um Kulanz unsererseits handelt ist eine sachliche Formulierung der E-Mail stets von Vorteil, leere Drohungen (DDoS/Mord und Co.) in Kombination mit Beschimpfungen kommen bei uns dagegen nicht so gut an.
Lars Sobiraj: Das ist nachvollziehbar. Wie weit geht bei euch das Thema Meinungsfreiheit. Darf jeder alles über jeden ablassen, was ihm gerade in den Sinn kommt?
IshareGossip: “I may not agree with what you say, but I will defend to the death your right to say it.”
Wir wollen iSG im Laufe der Zeit zu einer Plattform transformieren auf der Leute auch Microleaks veröffentlichen können. Darunter verstehen wir Leaks, die zu klein sind um nationale Beachtung zu erhalten, jedoch relevant für eine kleine bis mittelgroße Gemeinschaft sind. So ein Leak könnte beispielsweise Korruption in einem Dorf aufdecken. Alternativ können frustrierte Arbeitnehmer über illegale Praktiken in einem Unternehmen berichten.
Beispiel: Hier berichtet jemand über seine Stasi Peiniger. Und noch ein Beispiel.
ISG plant einen eigenen Abkömmling von Wikileaks.
Lars Sobiraj: Entspricht ein ähnliches Konzept wie Wikileaks denn eurer bisherigen Zielgruppe? Die sind doch im Durchschnitt weitaus jünger, oder?
ishareGossip: Ja sicherlich ist unserer aktuelle Zielgruppe jünger, aber das ist vor allem den Medien geschuldet. Mittelfristig versuchen wir den Schaden den die Presse angerichtet hat zu beheben und neue Zielgruppen zu erschließen. Eines hat allerdings der Mediale Hype gezeigt:
iShareGossip knickt nicht ein.
Kaum eine andere Seite ist (unberechtigter weise) so verhasst wie ISG. Auf alle Partner (Hoster und Affiliates) wird ein unglaublicher Druck ausgeübt. Als wir einen Banner einer karitativen Organisation bzgl. des Unglücks in Fukushima schalteten wurden wir dazu aufgefordert diesen zu entfernen, da ein Spender sich bei den Bundespräsidenten (und damit dem Stifftungsherren) beschwert hatte.
Wir haben übrigens auch einen LulzSecurity.com Mirror eingerichtet unter lulzsec.ishareprivacy.com.
An dieser Stelle gegrüßt seien auch die zahlreichen anonymen Unterstützer. Wir haben auch schon aufmunternde Worte von Schülern/Studenten, Beamten und Geschäftsführern erhalten. Das sind nur die Personengruppen die wir anhand der benutzen Mailserver/Domain einordnen konnten. Viel mehr schreiben uns von anonymen/pseudonymisierten Email Adressen. Die Unterstützerfront von ISG ist breiter als man glaubt, bloß traut sich keiner das in der Öffentlichkeit zu sagen.
Schüler auf dem Kriegsfuß?
Schüler auf dem Kriegsfuß?
Lars Sobiraj: Wie steht ihr dazu, dass Betroffene teils sehr darunter gelitten haben wenn jemand anderes falsche Informationen über sie verbreitet hat. Inwieweit seht ihr euch diesbezüglich in der Haftung?
ishareGossip: Grundsätzlich lässt sich sagen, dass iShareGossip nur das Medium ist. Ich möchte aber in Anbetracht der stets einseitigen Berichterstattung folgendes zu bedenken geben:
Man kann genauso gut falsche Informationen in sozialen Netzwerken verbreiten, wobei dort diejenigen die im realen Leben keinen großen Freundeskreis haben benachteiligt werden. Was iSG aber grundsätzlich von anderen sozialen Netzwerken unterscheidet ist das jeder Post erst einmal gleich viel Wert ist. Auf iSG gibt es keine Freunde, es gibt nur Meinungen, dadurch können Leute die im realen leben ggf. „unbeliebt“ sind ihre Peiniger konfrontieren. Wenn andere diese Ansicht teilen, so treffen sie damit dementsprechend auch auf Anklang, unabhängig von ihrem Status im realem Leben. Es gibt wohl kein anderes soziales Netzwerk das derartig vom sozialem Geflecht losgelöst ist.
Dass sich der ein oder andere dadurch vor den Kopf gestoßen fühlt, liegt auf der Hand.
Natürlich ist das nicht immer der Fall, jedoch wird diese Seite der Medaille oft ausgeblendet.
Allgemein sind wir nicht in der Position Aussagen von Usern zu verifizieren, dementsprechend nehmen wir keine Wertung und Zensur vor, es ist den anderen Usern überlassen, ob sie eine Aussage für glaubwürdig erachten.
Lars Sobiraj: Ein anderer Unterschied ist sicher auch, dass unerwünschte oder anstössige Postings sofort vom Betreiber entfernt werden, oder findest du nicht? Facebook reagiert beispielsweise sehr sensibel auf derartige Hinweise.
ishareGossip: Facebook hat ja auch eine ganz andere Ausrichtung, bei Facebook geht es vor allem darum die Daten anderer Benutzer zu sammeln um einen möglichst hohen Marktwert zu erzielen. Deswegen sind negative Emotionen bei Facebook auch unerwünscht. Exemplarisch dafür ist die Abstinenz eines Dislike Buttons. ISG dagegen zielt darauf ab eine Plattform für anonyme und unzensierte Kommunikation zu sein.
Der Bericht von Akte 2011 ist an den Haaren herbeigezogen.
Lars Sobiraj: Wir sammeln keine Daten und löschen trotzdem bei Beleidigungen oder obszönen Aussagen etc. Aber mal ein anderes Thema: Wie ist es eigentlich zu diesem peinlichen Interview bei Akte 2011 gekommen? Warum hat derjenige behauptet, er würde hinter der Seite stecken? Befindet er sich noch in Untersuchungshaft?
iShareGossip : Ich weiß ehrlich gesagt nicht was Akte 2011 da geritten hat. Das war ein Fehlschlag sondergleichen. Manuel steht in keinerlei Verbindung zu iSG, das was Akte da recherchiert hat ist also komplett an den Haaren herbeigezogen.
Es ist auch höchst suspekt das die Staatsanwaltschaft Frankfurt auf Grund eines Fernsehberichtes jemanden verhaftet. Es konnten überhaupt keine Beweise vorgelegen haben, lediglich ein anonymer Tipp und ein miserabler Fernsehbericht.
Wer also jemandem in seinem Bekanntenkreis einen Streich spielen möchte: Einfach einen Brief an die Staatsanwaltschaft Frankfurt schicken und behaupten man habe Person XYZ darüber reden gehört, dass er der Betreiber von iSG sei. Hausdurchsuchung und Festnahme folgen dann in rund 24 Stunden.
Lars Sobiraj: Na, die werden sich aber sehr über solche „Hinweise“ freuen.
ishareGossip: Der Fall zeigt wie leichtfertig die deutsche Justiz heutzutage mit strafrechtlichen Maßnahmen wie Hausdurchsuchungen und Festnahmen umgeht. Offenbar haben Richter und Staatsanwälte verlernt was das Wort „Verhältnismäßigkeit“ bedeutet.
Was Manuel angeht:
Er wollte wohl bloß seine Story verkaufen, da er finanziell schlecht dastand. Mittlerweile ist er auf freiem Fuß, sein PC wird wohl aber noch gegenwärtig weiter untersucht.
Lars Sobiraj: Aber an anderer Stelle wurde doch erwähnt, er wäre früher mal Moderator bei euch gewesen, oder? Gar keine Verbindung kann so ja nicht stimmen. Warum hat man seinen Angaben denn ungeprüft Glauben geschenkt? Seriösen Journalismus muss man sich wohl anders vorstellen.
ishareGossip: Eigentlich war uns von Anfang an klar, dass er überhaupt keinen Bezug zu ISG hatte, allerdings war es für uns (aus ermittlungstaktischen Gründen (©) ) interessant zu sehen, wie die Staatsanwaltschaft darauf reagieren würde. Andererseits wollten wir auch nicht die User verunsichern.
Jetzt wo Herr Wittig erkannte das es sich bei Manuel T. um jemanden handelt der überhaupt nichts mit ISG zu tun hatte, können wir es auch noch einmal verkünden:
Manuel ist unschuldig und hat nicht einmal ansatzweise etwas mit ISG zu tun.
Wir haben uns diese Aussage exklusiv für ein Interview aufgespart, das war auch der Grund warum wir die anfängliche Mail unter anderem an Gulli verschickt haben. Akte 2011 hat also komplett falsch recherchiert. Eine Blamage für den sogenannten Investigativjournalismus in den deutschen Mainstream Medien.
Lars Sobiraj: Inwiefern versuchten die Behörden bereits euch habhaft zu werden? Wie habt ihr euch dagegen geschützt?
ishareGossip: Dazu möchte ich mich aus ermittlungstaktischen Gründen nicht äußern 😉 (an dieser Stelle schöne Grüße an Herrn Oberstaatsanwalt Wittig)
Interessenten bieten wir allerdings unter http://exit.gulli.com/url/http://ishareprivacy.com Komplettpakete an. Darin ist alles enthalten was benötigt wird um eine anonyme Webseite zu betreiben.
Lars Sobiraj: Hatte die Entfernung von den Ergebnissen der Suchmaschinen einen negativen Einfluss auf euren Traffic?
ishareGossip: Kurzfristig, mittlerweile sind wir ja auch wieder in Index, siehe hier.
Es zeigt, dass Zensur nichts bringt. Wir sind schon seit einiger Zeit wieder im Index und die Öffentlichkeit hat nichts davon mitbekommen. Es wird immer eine Möglichkeiten geben Zensur zu umgehen.
Auch der Fall Kino.to in Österreich hat gezeigt, dass Zensurmaßnahmen in der Regel wirkungslos verpuffen. ISG wurde von den Medien durch bewusste Falschdarstellung in eine Ecke gedrängt und dann aufgrund der reißerischen Berichterstattung zensiert. Besonders der Fall Joel polarisiert die Öffentlichkeit. Joel brachte sich aufgrund einer Facebook Nachricht um, aufgrund von Medienberichten ist davon auszugehen, dass sie einen Link zu joel.homo.com enthielt. In den Medien allerdings wird der Fall so dargestellt als trage iShareGossip die alleinige Schuld an Joels Suizid. Anhand von E-Mails und Kommentaren auf ISG konnten wir auch feststellen das dies tatsächlich auch so von einigen Menschen wahrgenommen wurde. Versteh mich bitte nicht falsch, der Fall Joel ist tragisch, allerdings hat er überhaupt nichts mit ISG zu tun. Mal ganz davon abgesehen: Man muss kein Sigmund Freud sein um zu verstehen das die Gründe für den Selbstmord eines 13-Jährigen nicht nur im Internet, sondern vor allem im realem sozialem Umfeld des Jungen zu suchen sind.
Anstatt sich nun mit den zugrunde liegenden gesellschaftlichen Problemen zu befassen, streicht man es durch Zensur aus dem Bewusstsein der Gesellschaft.
Grafik gegen Cybermobbing
Grafik gegen Cybermobbing
Lars Sobiraj: Wie steht ihr zur Verurteilung der Macher von The Pirate Bay? Und natürlich dazu, dass Gottfrid Svartholm im Ausland untergetaucht ist?
IShareGossip: Der Fall TPB zeigt eigentlich nur das was sowieso jeder weiß: Geld regiert die Welt, insbesondere die Gerichte.
Das jemand sich genötigt fühlt wegen des Betriebs eines Torrenttrackers sein Heimatland zu verlassen ist tragisch und lächerlich zugleich. Offensichtlich hat Gottfrid Svartholm die Hoffnung auf ein gerechtes Verfahren aufgegeben, was ihm keiner verübeln kann.
An dieser Stelle sei auch angemerkt, dass uns von PRQ mitgeteilt wurde das Svartholm sich gegenwärtig in Schweden aufhält und seine angebliche Flucht nur ein Hoax sei.
Lars Sobiraj: Habt ihr Angst, wo ein anderer Anbieter jetzt auch lokalisiert werden konnte? Kürzlich wurden 13 Personen festgenommen, die in Verbindung mit Kino.to stehen.
Es ist unklar ob die Verhafteten wirklich die Macher von Kino.to waren.
ishareGossip: „Kino.to Ltd. & Co KG“ war eine relativ komplexe Organisation mit Millionengewinnen, die schon über Jahre existierte und lange Zeit von der GVU untersucht wurde. Dass die Verhaftung der angeblichen Täter erst Jahre später erfolgte, zeigt doch nur das die deutschen Ermittlungsbehörden lange keine auch nur ansatzweise verwertbaren Beweise sichern konnten, denn wäre dies der Fall so wären sie früher eingeschritten. Vielleicht haben sie wie im Fall Manuel T. nur anonyme Tipps bekommen und haben auf gut Glück zugegriffen. Was von den „Beweisen“ wirklich verwertbar und stichhaltig ist wird sich vor Gericht zeigen. Eine Hausdurchsuchung und Verhaftung/U-Haft kann auch nur höchst spekulativ sein. Vielleicht erhofft man sich ja auch, dass eine der dreizehn Personen aus Panik die anderen Verrät, gesetzt das die Beschuldigten in Verbindung mit Kino.to stehen. Die Verhaftung von Manuel T. hat gezeigt:
Heutzutage kann man sich offensichtlich nicht mehr sicher sein ob die Inhaftierten tatsächlich die Kino.to Betreiber sind.
Lars Sobiraj: Welche Zukunftspläne habt ihr? Wie wird sich eure Seite weiter entwickeln?
iShareGossip: Videos sind nicht geplant, dafür aber die Möglichkeit PDF Dokumente zensursicher zu veröffentlichen. Darüber hinaus sind noch Funktionen in der Pipeline:
– Suchfunktion für Kategorien
– geographische Zuordnung von Kategorien via Google Maps
– Hashtags zwecks Katalogisierung von Posts
– anonyme Posts via E-Mail sharen
– sicheres Postformular mit doppelter Verschlüsselung (SSL + Clientside AES).
Lars Sobiraj: Wurden bereits Hinweise auf wilde Sexparties gegeben, zumal euer bisheriges Publikum ja weitaus jünger ist?
iShareGossip: Nein, wir zensieren jeden Hinweis auf Sexpartys. Im Gegenzug erhalten wir von den Veranstaltern massenhaft Einladungen zu derartigen Veranstaltungen 😉
Lars Sobiraj: Na dann viel Spaß, wenn man das so sagen kann. 😉
ishareGossip: Übrigens habe ich im gulli:board den Account iSharePrivacy angelegt. Es handelt sich dabei um den offiziellen ISG/ISP Account. Darüber sind wir auch im g:b direkt erreichbar.
Quelle: http://www.gulli.com/news/isharegossip-im-gulli-interview-die-dunklen-seiten-im-netz-2011-06-11?utm_source=twitterfeed&utm_medium=twitter
Diesen Artikel mit anderen teilen:
Diese Icons verlinken auf Bookmark Dienste bei denen Nutzer neue Inhalte finden und mit anderen teilen können.