Historie

„Freitag. Ich hatte noch Resturlaub zu kriegen, und der Buchhalter drang darauf, daß ich ihn nahm. Mein Mann holte mich ab, aber ich hatte mich gerade hingesetzt, um einen Tee zu trinken. Herbert hatte mal wieder einen guten Tag. „Glaub`ja nicht, daß du hier irgendeinen Freund hast, wenn es darauf ankommt. Ich warne dich!“ sagte Herbert. „Wenn du auf die Unterschriftenaktion anspielst, davon habe ich gehört,“ antwortete ich. „Nicht nur das,“ meinte Herbert. „Wieso, was denn noch? – „Sag mal, merkst du überhaupt noch was? Glaubst du wirklich, das ist alles reiner Zufall? Der ganze Streß, den du hast?“ Er schüttelte den Kopf, als wollte er sagen, wie kann man nur so blöd sein. „Ej, ich habe hier Leute Haxen essen sehn, die in ihrem Leben noch keine bei dir bezahlt haben. Was sich hier nachts abgespielt hat, ej, und du merkst überhaupt nichts? Die haben das Eis nicht gegessen, sondern es angebissen und in den Müll geschmissen – und sich darüber totgelacht, daß du das nicht schnallst. Die haben sich 20 Haxer heißgemacht und sich draußen auf dem Hof damit beschmissen – nur um dich fertigzumachen. Und du checkst das nicht? Bist du wirklich so blöd oder tust du nur so? Mein Mann stellte sich neben mich: „Weiß du, was du tun solltest? Kündigen. Und zwar sofort! Die sind eine Kantinenfrau wie dich doch überhaupt nicht wert. So was ist doch primitiv!“

Ich war wie vor den Kopf geschlagen. Was waren das für Menschen? Waren das überhaupt noch Menschen? „Frank, ich will nicht voreilig kündigen. Darüber muß ich erst noch nachdenken,“ sagte ich zu meinem Mann. „Mach doch, was du willst.“ Er war verärgert.

Als wir im Auto saßen, griff er das Gespräch wieder auf. „Was die da mit dir gemacht haben, ist eine Riesenschweinerei. Die sind es doch gar nicht wert.“ – „Du kannst doch nicht alle über einen Kamm scheren, Frank. Das sind Detlefs Leute, eine Handvoll Menschen, die die anderen tyranisieren. Wenn man dem nachgibt, ist das wie Wildwest. Ein paar Banditen drangsalieren eine ganze Firma. Wenn ich kündige, dann räume ich kampflos das Feld. Ich bin nicht feige. Wo kommen wir denn da hin? Wenn ich meinen Arbeitsplatz aufgeben muß, nur weil es einem Detlef mal gerade so paßt, dann öffne ich doch der Willkür Tür und Tor. Außerdem habe ich jetzt erstmal Urlaub. Das gibt mir Zeit darüber nachzudenken.“ – „Dir ist nicht zu helfen! Weißt du was das ist, was die mit dir gemacht haben? MOBBING! Das ist Mobbing! Ich hatte das Wort zwar schon gehört, aber es sagte mir eigentlich nichts. Ich mochte es nicht, wenn mein Mann mehr wußte als ich. Wir hatten die gleiche Schulbildung, die gleiche Ausbildung, und ich hatte stets das Bestreben, mich weiterzubilden, um auf dem laufenden zu bleiben – trotz meiner vier Kinder. „Und was heißt das genau? fragte ich daher. „Andere fertigmachen – durch Intrigen.“

Leseprobe aus meinem Buch „Ameise gegen Giganten“ ein Mobbing-Trauma erzählt von Margit Ricarda Rolf ISBN 3-9805333-2-8

So hat es also einmal angefangen. Aus eigener Betroffeneheit heraus gründete ich die Mobbing-Zentrale und betreue seit dem 01.11.1997 Betroffene. Ich begleite etwa 1000 Betroffene pro Jahr. Ein Tropfen auf den heißen Stein, angesichts der Tatsache, dass es jährlich in Deutschland etwa 1,3 bis 1,5 Millionen Opfer gibt. Heute bin ich die Expertin in Europa, weil ich mich auf dieses Thema spezialisiert habe.

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Über Ricarda

Margit Ricarda Rolf - Gründerin und Leiterin der Mobbing-Zentrale mit mehr als 12.000 erfolgreich beendeten Mobbingfällen.
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