Sonntag, 20. März 2011 09:20 – Von Florentine Anders und Birgit Haas
Schüler-Mobbing ist der Normalfall bei ishargossip, Amoklauf-Drohungen gegen Berliner Schulen gab es zuletzt mehrfach. Jetzt werden die Schulen aktiv – und die Justiz.
Nach wiederholten Amokdrohungen und schweren Mobbing-Vorfällen werden Schulen, Justiz, Polizei und Politik aktiv im Kampf gegen die anonyme Internetseite isharegossip, wo die Ankündigungen veröffentlicht worden waren. Bildungssenator Jürgen Zöllner (SPD) warnte: „Wir gehen entschieden gegen Beleidigungen, Mobbing und Gewalt in der Schule vor. Mein guter Rat an jeden, der sich kommentierend und themengebend des Internets bedient: Jeder sollte damit rechnen, dass Straftaten von der Schule und der Polizei geahndet werden.“ Er betonte, dass das Netz kein rechtsfreier Raum sei.
Für Freitag hatte es auf der Website erneut eine Amokdrohung gegen ein Berliner Gymnasium gegeben. „Die Hälfte der Schüler kam am Freitag nicht zum Unterricht“, sagte Maria Meyer, Schulleiterin des Spandauer Hans-Carossa-Gymnasiums. Die Polizei hatte die am Mittwoch ins Netz gestellte Drohung zuvor als nicht ernst zu nehmend eingestuft. Dennoch werde nach dem Urheber gefahndet. „Wer im Internet einen Amoklauf androht, macht sich strafbar“, sagte ein Polizeisprecher. Solche Androhungen könnten hart bestraft werden und eine Schullaufbahn beenden. Bereits in der vergangenen Woche war am Schadow-Gymnasium in Zehlendorf der Unterricht wegen einer Amokdrohung auf der Internetseite aufgefallen. Besonders Schüler von Gymnasien und Privatschulen sind von dem Mobbing betroffen.
In der kommenden Woche will die Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Medien die Internetseite bei den Suchmaschinen auf eine Indexliste setzen lassen. Dann würde die Seite unter anderem etwa bei Google nicht mehr angezeigt. „Anfang der Woche läuft die Frist zur Stellungnahme für den Betreiber aus, dann können wir aktiv werden“, sagte die Vorsitzende der Bundesprüfstelle, Elke Monssen-Engberding. Experten zufolge könnten so etwa 60 Prozent der Zugriffe vermieden werden. Den Antrag hatte das Bundesfamilienministerium gestellt.
Unterdessen ermittelt die Justiz mit Hochdruck gegen den Betreiber. Eine auf Internetkriminalität spezialisierte Abteilung in Frankfurt am Main bündelt die Anzeigen und leitet die Fahndung. Der Chef der Zentralstelle zur Bekämpfung der Internetkriminalität, der Leitende Oberstaatsanwalt Günter Wittig, wollte zum aktuellen Stand allerdings keine Angaben machen, um die Ermittlungen nicht zu gefährden. Jedem Mobbing-Opfer wird jedoch geraten, eine Anzeige gegen unbekannt bei der Polizei zu machen.
Inzwischen wehren sich auch viele Berliner Schulen in Eigenregie gegen das Online-Mobbing. Am Humboldt-Gymnasium in Reinickendorf wollen Schülervertreter einen Aufruf zum Boykott starten. „Da die Seite von der Aufmerksamkeit lebt, kann ihr nur durch völlige Ignoranz geschadet werden“, sagt Simon Hertling, ein Schülersprecher. Am Käthe-Kollwitz-Gymnasium in Prenzlauer Berg ist gemeinsam mit der Präventionsbeauftragten der Polizei eine Veranstaltungsreihe zum Thema Mobbing im Internet geplant. Auch das Arndt-Gymnasium in Dahlem geht gegen isharegossip vor. „Wir führen mit Eltern, Schülern und Lehrern gemeinsam eine Medienschulung durch, die sich mit dem Thema befasst“, sagte der stellvertretende Schulleiter Tilman Heinrich-Wedekind. Auch im Unterricht werde Aufklärung betrieben.
Quelle: http://www.morgenpost.de/berlin/article1581324/Berlins-Schulen-kaempfen-gegen-Internet-Mobbing.html