Zoff auf dem Schulhof: Eine Plattform im Internet ermuntert Schüler zum Verbreiten von Gerüchten. Der Polizei sind bisher die Hände gebunden.
Die Polizei warnt vor einer Mobbing-Plattform im Internet. Auf der Seite werden Schüler angestiftet, üble Gerüchte über ihre Mitschüler zu verbreiten. Seit einer Woche beschwerten sich Jugendliche und ihre Eltern über Beleidigungen, Verleumdungen und Lügen, so ein Polizeisprecher. Auch die Frankfurter Wöhler-Schule ist betroffen. Schulleiter Norbert Rehner berichtet, die Seite habe sich in der vergangenen Woche „explosionsartig“ über die sozialen Netzwerke verbreitet.
In den Einträgen werden etwa Mädchen als „die größten Schlampen auf der ganzen Schule“ bezeichnet, Schüler rufen zu Abstimmungen über „hübschste o. hässligste“ Mitschüler in der Klasse auf. Über manche heißt es, sie seien mit einem Lehrer auf der Toilette erwischt worden, anderen werden sexuelle Abartigkeiten unterstellt.
Noch sind der Polizei die Hände gebunden: Bisher liefen alle Beschwerden – ein gutes Dutzend in der vergangenen Woche – unter der Rubrik „Beratungsgespräche“, sagte Sprecher Alexander Kießling. „Wir haben noch keine Anzeigen vorliegen.“ Erst, wenn ein gemobbter Schüler Anzeige erstattet, beispielsweise wegen Verleumdung oder Beleidigung, könne das Internetkommissariat tätig werden. Die Kollegen würden dann versuchen, über den US-amerikanischen Betreiber an den Urheber der Seite in Deutschland heranzukommen.
Die Seite wirbt damit, dass die Einträge nicht nachverfolgt werden können: „Ihr seid 100% anonym (…) weil wir keine IPs speichern egal ob ein Polizist, ein Lehrer/Direktor oder ein Anwalt anfragt“. Die Plattform führt auf der linken Seite fast alle Schulen im Rhein-Main- Gebiet auf. Für die jeweilige Schule kann man Nachrichten hinterlassen und diese bewerten. Das Staatliche Schulamt in Frankfurt hält die Seite für ungesetzlich. Zahlreiche Schulen hätten Vorfälle gemeldet, berichtete Sprecher Dieter Sauerhoff.
Als Schüler in der vergangenen Woche den Leiter der Frankfurter Wöhler-Schule auf die Homepage aufmerksam machten, war diese erst drei Tage alt, hatte aber schon unzählige Nutzer, wie Norbert Rehner berichtete: „Ich war hell entsetzt.“ In einem Brief warnte er die Eltern: „Die Jugendlichen können also völlig unbesorgt alles Mögliche, selbst die übelsten Behauptungen über Mitschüler und Mitschülerinnen aufstellen“, damit werde „eine noch nicht gekannte Form des Mobbens begünstigt“. Er habe Eltern, Lehrer und Sozialarbeiter gebeten, mit den Schülern intensiv über das Thema zu reden.
dpa/jk
Quelle: http://www.welt.de
s. Hierzu auch: http://www.mobbing-zentrale.de/04-mob-block/allgemein/arbeitskreis-isharegossip-gegruendet.html