BOCHUM Das hat es in Bochum wohl auch noch nie gegeben: Ein Grundschüler (!) hat seine Lehrerin am Freitag auf 5000 Euro Schmerzensgeld verklagt. Der Vorwurf: Mobbing im Unterricht und in der Pause. Erfolg hatte der Zehnjährige allerdings nicht.Von Jörn Hartwich
Die Vorwürfe gehen auf die Jahre 2008 und 2009 zurück. Damals soll der Schüler immer wieder weinend nach Hause gekommen sein. Nach Angaben seiner Eltern war er von Mitschülern permanent geärgert worden – vor allem auf dem Schulweg. Besonders unrühmlich sei allerdings die Rolle der Klassenlehrerin gewesen. Sie habe alles noch viel schlimmer gemacht.
„Mama, die Lehrerin glaubt mir einfach nicht.“ So oder so ähnlich soll sich der Grundschüler damals geäußert haben.
Depressive Verstimmung
Er sei völlig niedergeschlagen gewesen, habe sich später sogar wegen depressiver Verstimmungen in die Kinderpsychiatrie begeben müssen, erzählte der Vater. „Ihm fehlte einfach die Unterstützung der Klassenlehrerin – als Rückgrat.“
Aber auch er und seine Frau seien regelrecht abgekanzelt worden: „Was ihr Sohn sagt, ist doch sowieso nicht zu glauben. Der ist ein notorischer Lügner.“ Diese Sätze sollen nach Aussage der Eltern sogar vor der versammelten Klasse gefallen sein. Die Lehrerin selbst wies die Vorwürfe gestern allerdings vehement zurück: „Das ist alles eine absolute Lüge.“
Lehrerin auf andere Sicht auf die Dinge
Sie habe eigentlich ein sehr gutes Verhältnis zu dem Jungen gehabt. „Wenn wir in die Kirche gingen, hat er immer meine Hand genommen.“ Niemals habe sie ihn als Lügner bezeichnet. Wenn es Ärger gab, sei alles sofort besprochen worden – auch mit den Eltern.
Das Gericht wies die Klage am Ende aus rechtlichen Gründen ab. Mobbing verlange ein System, einen roten Faden, hieß es. Einzelne Vorwürfe reichten nicht aus. Wem sie geglaubt haben, ließen die Richter nicht durchblicken. Der Schüler befindet sich heute übrigens auf einer anderen Schule.
Kommentar:
Uns ist die Aussichtslosigkeit solcher Verfahren in Deutschland bestens bekannt. Deshalb geht der Juristische Fachausschuss der Mobbing-Zentrale neue Wege. Wer betroffen ist, sollte sich bei uns melden.