Nachruf: Michael Harder ist tot

Michael Harder


Damit habe ich nicht gerechnet. 
 (Sa. 2.03.2019)

Mich hat heute die Nachricht erreicht,
dass Michael Harder gestern verstorben ist.

Ich bitte alle Müllmänner,
die ihn gekannt und geschätzt haben,
ihm die letzte Ehre zu erweisen.
Noch weiß ich nicht viel.

In unserem letzten Telefonat sagte er zu mir:

Sie müssen mich unbedingt besuchen. –  Das ist so toll hier.
Ich weiß ja, ich bin verrückt, aber ich sitze hier mit einem Bierchen
und schaue einer alten Dampfmaschine zu, die ich wieder zum Laufen gekriegt habe. Tuck,tuck, tuck, tuck…

Ich bin glücklich und stolz.“

Ich antwortete: „… und zum Schweigen verdonnert.

Ja, sagte er, „nennen Sie es ruhig Schweigegeld.
Ich liebe meinen Arbeitgeber !
Das sage ich auch jedem.
Mir geht es jetzt richtig gut.“

Michael Harder hatte, wie andere, einen Vertrag unterschrieben mit der Klausel,
dass er nichts Negatives über seinen Arbeitgeber sagen oder schreiben darf.

Nach jahrzehntelangem Bossing und den zahlreichen Klag-Verfahren
gegen die SRH, von denen wir einige begleitet haben, hätten wir ihm gewünscht,
dass er noch lange so glücklich ist.

Michael Harder war die Stütze des Arbeitskreises
und hatte für andere Betroffene immer ein offenes Ohr,
und natürlich jede Menge Ratschläge.

Wir verlieren mit ihm einen guten Freund und Ratgeber.

Es trifft immer die Falschen !

Diejenigen, die ihn Jahre gequält haben, leben.
Michael Harder wurde ein Maulkorb verpasst.  – Mir nicht !
Ich werde nicht schweigen über das, was diesem Menschen angetan wurde.
Bisher habe ich das auch ihm zuliebe getan, auf seinen ausdrücklichen Wunsch.

Die Frage, inwieweit jahrelanges Bossing sein Leben verkürzt hat,
muss (noch) unbeantwortet bleiben.
So reiht er sich mit dem viel zu frühen Tod ein,
in jene Reihe zu früh verstorbener Müllmännern der SRH,
von denen es viel zu viele gibt.

Die Politik duckt sich weg.  – Aber nicht mehr lange.
Die Luft wird dünner nach dem Tod einer 11-jährigen in Berlin.

Die Zusammenarbeit mit ihm hat einfach Spaß gemacht. Hier am Sievekingplatz 1,
nach der Verhandlung vor der Pressekammer im Verfahren gegen Rüdiger Siechau,
der mich zum Schweigen bringen wollte.
Michael Harder freute sich diebisch darüber,
dass ich gezwungen wurde, 
das erneut im Internet
zu veröffentlichen, was mir vom Gericht verboten wurde.

„Das ist sowas von geil,“ sagte er immer wieder.

Jetzt erst recht, Müllmänner !

Wie viele werden noch auf der Strecke bleiben ?

Ich kann sie nicht mehr zählen, die Müllmänner, die weinend vor mir gesessen haben
und versicherten:  „Ich liebe meinen Job.
Wenn bloß diese Vorgesetzten nicht wären.“

Ich werfe vor allen Dingen den Medien vor, nicht den Mut gehabt zu haben,
über das Schicksal der Müllmänner zu berichten, allen voran der MOPO.
Die scheint ja nun ihre Quittung zu bekommen.  – Verdient, wie ich finde.

Wir lieben unsere Müllmänner
Schluss mit Bossing

 

Michael Harder,

Ihre Geschichte muss erzählt werden.
Die ganze Geschichte !

 

Wir bitten euch um eure Solidarität
mit Michael Harder.

Sein Tod macht fassungslos.
In Trauer
.           Ricarda

.
.
PS: Ich wollte dieses Jahr eigentlich nicht zur Personalversammlung kommen,
weil ich inzwischen Rentnerin bin;  habe meine Meinung aber gerade geändert.
.
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Über Ricarda

Margit Ricarda Rolf - Gründerin und Leiterin der Mobbing-Zentrale mit mehr als 12.000 erfolgreich beendeten Mobbingfällen.
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Eine Antwort zu Nachruf: Michael Harder ist tot

  1. Ricarda sagt:

    Gestern fand die Abschiedsfeier statt. Mir ist noch einmal so richtig bewusst geworden, dass ich auch einen lieben Freund verloren habe, einen Menschen, der vielen mobbingbetroffenen Müllmännern immer wieder Mut zugesprochen hat und ihnen mit Rat und Tat beistand.

    Er wäre gern „nach der Mülle“ Mobbingbeauftragter der Stadt Hamburg geworden. Darüber haben wir oft gesprochen. Nun kam alles ganz anders.

    Nietsche schrieb: „Ein Mensch ist erst dann richtig tot, wenn niemand mehr an ihn denkt.“

    Die Sorge habe ich bei Michael Harder nicht. Im Zusammenhang mit Bossing bei der Mülle wird sein Name immer genannt werden. Er hat der Arbeit im Arbeitskreis seinen Stempel aufgedrückt und wir sind dankbar für die Zeit und gute Zusammenarbeit, die wir erleben durften.

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