Ich bin seit 1997 Mobbingberaterin und habe im Laufe der Jahre eine Vielzahl von psychiatrischen Gutachten gelesen, Fachliteratur zum Thema und Diagnosen.
Schon Leymann wies 1995 darauf hin, dass es gerade im Bereich Mobbing zu Fehldiagnosen kommt.
Die Opfer werden stigmatisiert und man unterstellt ihnen Persönlichkeitsstörungen.
Am Ende steht die Früh-Verrentung.
Würde man bei der Beurteilung größere Sorgfalt walten lassen, dann würde sich heraus kristallisieren, dass nicht etwa die Opfer krank sind, sondern die Täter.
In unseren Chefetagen sitzen Menschen, die andere anbrüllen, sadistisches Vergnügen daran haben, Menschen zu quälen, unter Kontroll-Sucht leiden u.v.m.
Bei der Auswahl von Führungskräften wird noch immer
der fachlichen Qualifikation der Vorzug gegeben.
Ob eine Führungskraft Menschen motivieren kann, über Empathie verfügt
und in der Lage ist, ein Betriebsklima zu schaffen, dass zur Gesund-Erhaltung
der Arbeitskraft beiträgt, stellt sich nicht. – Skurril allerdings wird es, wenn Psychopathen in Bereichen der Gesundheits-Vorsorge eingesetzt werden, im Arbeitsschutz tätig sind oder womöglich zum Mobbing-Beauftragten ernannt werden.
Auch das habe ich im Laufe der Jahre wiederholt erlebt.
Da macht man dann quasi den Bock zum Gärtner.
Auch nach mehr als 20 Jahren Mobbing-Forschung sind wir nicht wirklich weiter.
Wir haben bis heute in Deutschland kein Anti-Mobbing-Gesetz, denn das ist politisch nicht gewollt.
Die politischen Verflechtungen oder Verfilzungen sorgen dafür, dass gerade jene, die ungeeignet sind, in unseren Vorständen und Aufsichtsräten sitzen. Dabei ist es völlig unerheblich, ob gerade rot/schwarz, schwarz/grün, schwarz/gelb oder grün/rot regiert. Aufsichtsgremien, die eigentlich eine Kontrollfunktion haben sollten, sind vorzugsweise mit Personen bestückt, die den Bezug zur Realität verloren haben.
Es wundert nicht wirklich, wenn man sich beispielsweise das Einkommen von Winterkorn mit 17 Millionen jährlich an sieht oder mit einem Multimilliardär Piech konfrontiert wird. Ist Habgier eine psychiatrische Erkrankung? Größenwahn wäre es wohl.
Wo beginnt eigentlich Krankheit ?
Karl-Peter veranschaulicht es so: Ein glücklicher, zufriedener Mensch, der mit seinem Gläschen Wein beim Sonnenuntergang auf der Terrasse liegt, hat keinerlei Veranlassung, einen Streit mit seinem Nachbarn zu beginnen.
Ich sage: ein psychisch gesunder Mensch hat keinerlei Veranlassung, andere Menschen zu quälen, zu schikanieren oder ihnen das Leben zur Hölle zu machen.
Die Verantwortung dafür, dass nur psychisch gesunde Menschen in Führungspositionen sind, trägt der Arbeitgeber. Ihn gilt es, daran zu erinnern, dass er eine Fürsorgepflicht hat, wenn es in einem Unternehmen zu Mobbing oder Bossing kommt.
Deshalb schreibe ich Verantwortliche an und setze sie in Verzug.
Damit öffne ich allen Mobbingbetroffenen des entsprechenden Unternehmens den Weg zur Schadensersatzklage, denn sobald der Arbeitgeber Kenntnis von Mobbing oder Bossing hat, muss er Abhilfe schaffen.
Je nach Rechtsform des Unternehmens ist es erforderlich, übergeordnete Stellen einzubinden. So habe ich z. B. im Fall VW alle Aufsichtsräte einzeln angeschrieben und aufgefordert, ihrer Aufsichtsplicht nachzukommen. Einige haben geantwortet (Christan Wulff z. B.) andere nicht. Will man eine Haftung erreichen oder Regress, ist das zwingend notwendig. – Im Falle Peter Hartz wurde erreicht, dass er nicht entlastet wurde und die Mobbingbetroffenen wegen der rechtskräftigen Verurteilung
von Hartz 30 Jahre Zeit haben eine Mobbing-Klage zu führen.
Die Fälle stammen aus dem Jahre 2004. Die Verjährung endet also 2034.
Bis dahin hat sich das Problem Piech hoffentlich erledigt.
Wer weiß, wie sich die Volkswagen AG entwickelt ?
Ein Arbeitgeber, dem mitgeteilt wird, dass zu befürchten ist, dass eine Führungskraft womöglich psychisch krank sein könnte, und der nichts tut, handelt zumindest grob fahrlässig. – Damit ergäbe sich dann womöglich die Durchgriffshaftung bzw. Regress.
Bei Politikern wird diese Haftung, Amtshaftung in Art. 34 GG geregelt.
Wenn ich also Aufsichtsbehörden, Aufsichtsräte, Fraktionen und Politiker anschreibe
und sie auf Mobbing oder Bossing hinweise, dann habe ich immer auch den Gedanken
der Haftung und des Regresses im Sinn, aber natürlich auch jenen der politischen Verantwortung.
Und natürlich unterstütze ich jeden, der eine solche Mobbing-Klage führen möchte.
Margit Ricarda Rolf
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