Cyber-Mobbing – Impressum in USA

Digitalem Mobbing auf der Spur
Der jüngste Fall einer Internetseite, auf der angeblich anonym beleidigt werden kann,
hat die Polizei auf den Plan gerufen.
Die sagt nicht nur den Tätern den Kampf an, sondern will auch dem Betreiber auf die Pelle rücken.

Ist die Interseite, auf der Schüler gemobbt werden, ein rechtsfreier Raum?

Auf keinen Fall. Wer sich dort diffamierend über Mitschüler äußert, muss mit juristischen Konsequenzen rechnen. In Betracht kommen in der Regel drei Straftatbestände: Beleidigung, Verleumdung und üble Nachrede.

Aber der Provider der Seite sitzt doch vermutlich im Ausland, oder?

Ja, mit ziemlicher Sicherheit in den USA. Das ändert aber nichts daran, dass sich ein Internetnutzer, der in Deutschland Einträge verfasst, nach deutschem Recht strafbar machen kann.

Gilt das auch für den Betreiber der Seite?

Ja, der Betreiber dürfte sich vermutlich sogar in Deutschland aufhalten. Er könnte sich wegen Beihilfe zu den genannten Tatbeständen strafbar machen.

Gute Chancen, Täter zu finden

Welche Chancen hat die Polizei, die Verfasser von diffamierenden Beiträgen zu finden?

Recht gute. In Frankfurt haben die Experten des Internetkommissariats K 34 die Ermittlungen übernommen. Die Beamten kennen sich mit Kriminalität im Netz bestens aus und ermitteln mit der besten technischen Ausrüstung.

Wie geht die Polizei jetzt vor?

Zunächst einmal sammeln die Ermittler Strafanzeigen von Betroffenen. Damit gehen sie an die Generalstaatsanwaltschaft und hoffen auf ein Rechtshilfeersuchen an die USA. Die US-Behörden sollen den Provider nennen, der müsste den Namen des Betreibers angeben. Dieser müsste dann die IP-Adressen herausgeben, von denen diffamierende Beiträge gesendet wurden.

Im Netz versichert der Betreiber aber, er werde die Daten nicht herausgeben…

Dann würde er sich nach Ansicht der Polizei strafbar machen.

Strafanzeige erstatten

Was sollen Schüler – beziehungsweise ihre Eltern – machen, wenn auf der Internetseite über sie hergezogen wird?

Wenn die Grenze zur Beleidigung überschritten ist, sollten sie unbedingt Strafanzeige erstatten. Je mehr Anzeigen zusammenkommen, desto eher können Polizei und Staatsanwaltschaft ein Rechtshilfeersuchen durchsetzen und so an die Daten der Täter kommen.

Aber bis ein Strafverfahren eingeleitet ist, kann es doch Monate dauern. Lassen sich diffamierende Einträge denn nicht schon vorher löschen?

Das wird schwer. Es gibt zwar einen Button, über den man Missbrauch auf der Seite melden kann. Ob dann aber Einträge gelöscht werden, ist mehr als fraglich. Erfahrungsberichte von Schülern, die Missbrauch gemeldet haben, liegen nicht vor.

Gibt es auf der Internetseite denn überhaupt keine Moderatoren, die zumindest ein Mindestmaß an Umgangsformen durchsetzen sollen?

Doch. Zumindest sucht der Betreiber der Seite nach Moderatoren. Doch wann sollen die einschreiten? Die Schüler werden vom Betreiber ja aufgefordert, „Neuigkeiten, Gerüchte und Lästereien“ auf die Seite zu stellen.

Aufgezeichnet von Georg Leppert

Quelle: http://mobil.fr-online.de

Unser Kommentar:
Die genannte vorgehensweise mag auf jene Fälle zutreffen, die in Ländern außerhalb der USA und Europa gehostet werden. Wird die Seite jedoch in den USA betrieben, gibt es bessere Möglichkeiten. Sollte jene Seite, die immer wieder in den Medien nicht genannt wird, also tatsächlich bei einem Provider in den USA betrieben werden, bitten wir Betroffene sich hier zu melden. Dann können wir möglicherweise ganz schnell eingreifen.

Internet-Mobbing
„Erster Schritt ist Strafanzeige“
(Bild: hr)
Der Frankfurter Internet-Kommissar Matthias Forstner
Internet-Kommissar Matthias Forstner sagt im hr-online-Gespräch, was Eltern und Schüler gegen Cyber-Mobbing tun können.

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* Polizei warnt vor Schüler-Mobbing

Matthias Forstner ist Leiter des Fachkommissariats Internetkriminalität der Polizei in Frankfurt. Weil sich die Straftaten im Netz häufen, gibt es diese speziellen Abteilungen inzwischen in allen hessischen Polizeipräsidien. Mit Mobbing von Schülern haben die Ermittler längst täglich zu tun.

hr-online: Wie können sich Opfer von Cyber-Mobbing wehren?

Matthias Forstner: Der erste Schritt sollte immer sein, Strafanzeige bei der Polizei erstatten. Die Kollegen schalten uns dann ein. Außerdem sollten die betroffenen Schüler oder ihre Eltern die Betreiber der Internetseite per Mail auffordern, die Beleidigungen sofort zu löschen. Die Adresse, an die sie sich wenden können, ist auf der fraglichen Internetseite aus Neuseeland auch genannt. Ob dann was passiert, muss man abwarten.

In jedem Fall sind die Betreiber dazu verpflichtet, ständig zu kontrollieren, dass auf ihrer Seite nicht strafrechtlich Relevantes geschieht. Und das ist bei diesem Mobbing ja der Fall.

Sollte man sich mit Erwiderungen im Internet zu Wort melden?

Davon können wir nur abraten. Das bewirkt nichts. Im Gegenteil: Es schaukelt die Sache erfahrungsgemäß nur hoch und macht alles schlimmer.

Können Kinder etwas tun, damit sie gar nicht erst gemobbt werden?

Nein, da sind die Betroffenen erst einmal machtlos. Was sollten sie tun – es kann jeden Jungen und jedes Mädchen treffen. Wer wegen einer Brille, einer Zahnspange oder Übergewicht auffällt, kann Opfer werden. Aber es trifft auch die, die besonders hübsch sind oder gute Noten schreiben. Das einzige wäre, um keinen Preis mehr durch Individualität aufzufallen. Aber das kann doch niemand wollen.

Wie können Eltern verhindern, dass sich ihre Kinder am Mobbing im Internet beteiligen?

Der Plattform, um die es nun geht, ist mit Filtern oder Sperren nicht gut beizukommen. Am wichtigsten ist es, den Schülern die Konsequenzen des Mobbens aufzuzeigen. Ihnen drohen schließlich Strafen, wenn sie auffliegen. Und die Eltern sollten aufzeigen, wie schlimm die Sache für die Opfer ist.

Redaktion: wotu / aba
Quelle: Bild: © hr

Unser Kommentar:
Schülern ist nicht bewußt, dass sie eine Straftat begehen. Sie wissen nicht, welche gesundheitlichen Folgen hat und dass sie die Opfer manchmal in den Selbstmord treiben. Für sie ist es ein unbedachter Spaß.
Gerade deshalb gehen wir auch in Schulen und klären auf. Wir gestalten Projekttage in Schulklassen und Projektwochen in Schulen.
Zu den Aufgaben der Schule gehört es, Menschen lebenstüchtig zu machen. Das Internet ist inzwischen Alltag und auch an vielen Schulen zuhause. Oft kennen sich die Schüler jedoch viel besser damit aus als ihre Lehrer. Wen wundert es da noch, wenn Lehrer belächelt werden.
Einige Schulen sind aufgewacht und haben das Fach „Soziales Lernen“ in ihr Programm aufgenommen. Vor einer Strafanzeige empfehlen wir unbedingt den Dialog – auch gern mit unserer Hilfe – mit der Schulleitung aufzunehmen. Cyber-Mobbing mag nicht offiziell im Lehrplan stehen. Raum für einen Projekttag zum Thema sollte immer vorhanden sein. An einem solchen Tag kann man auch die Täter erreichen und darf gern überrascht sein, dass junge Täter lernfähig sind.
In den nächsten Tagen stellen wir hier ein Beispiel eines erfolgreichen Projekttages vor.

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Über Ricarda

Margit Ricarda Rolf - Gründerin und Leiterin der Mobbing-Zentrale mit mehr als 12.000 erfolgreich beendeten Mobbingfällen.
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