Nur die Möglichmacher können eingreifen
Gestern habe ich einen Projekttag in der 7. Klasse einer Schule begleitet. Ich habe Schülern und Lehrern klargemacht, dass die Opfer nicht verändern können und die Täter es in der Regel nicht tun. Nur die Möglichmacher haben die Chance wirksam in den Prozess einzugreifen. Mit dieser Ansicht lag ich offensichtlich richtig, wie das folgende Zitat belegt:
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Kritik an den Programmen
Mechthild Schäfer, die seit Jahren an der Münchener Universität zu diesem Thema forscht, bezweifelt das: „Besonders Rollenspiele können kontraproduktiv sein.“ Aus skandinavischen Wirksamkeitsstudien wisse man, dass Anti-Mobbing-Trainings häufig die Täter stärke: „Sie sind oft sehr gut darin, sich an jeweilige Situationen anzupassen.“ Beim Rollenspiel mimt der Anstifter den einfühlsamen Mitschüler und im Klassenalltag hänselt er weiter wie bisher. Ihre Kritik an den Programmen bezieht sich darauf, dass eine Fokussierung auf Täter und Opfer als zwei Einzelpersonen stattfindet. „Mobbing wird von einer Gruppendynamik getragen, dies muss man bei der Konzipierung der Programme im Hinterkopf behalten“, sagt Schäfer.
Im Zentrum der Bemühungen sollten deshalb vor allem die Schüler stehen, die sich aus dem Mobbing-Prozess heraushalten: Diejenigen, die keine klare Position für oder gegen das Opfer beziehen. Bei dieser Gruppe erkennt Schäfer das Potenzial, den Kreislauf zu durchbrechen – denn der Anführer ist auf den Beifall und die Unterstützung seiner Mitschüler angewiesen. „Wir müssen uns um dieses Mittelfeld kümmern, damit wir erreichen, dass auch die neutralen Schüler sich auf die Seite des Schwächeren stellen oder verhindern, dass ihre Klasse überhaupt in eine solche Schieflage kommt.“